Eine Verankerung der Jugend- und Bildungspolitik im EG-Vertrag zur Schaffung einer kohärenten Jugendpolitik und eine größere Beteiligung der Jugend in der Gesellschaft und an politischen Entscheidungsprozessen ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zu einer wirklichen europäischen Jugendpolitik an. Entscheidend sei dabei aber, daß die Beteiligung immer auf freiwilliger Basis erfolge.
Während einer Anhörung des Jugend- und Kulturausschusses im Europäischen Parlament mit Experten und Vertretern der Jugend über Fragen der Jugendpolitik seien Erfolge und Defizite der EU-Jugendpolitik offen diskutiert worden. Die Jugendpolitik der Europäischen Union bestehe derzeit in erster Linie aus dem Jugendaustausch zwischen den Mitgliedstaaten. Dieser habe großen Erfolg, wie Programme wie SOKRATESund LEONARDO zeigen, sei aber allein nicht ausreichend. Insbesondere angesichts des großen Problems der Jugendarbeitslosigkeit müsse der Bildungs- und Jugendpolitik eine neue Dimension im europäischen Rahmen gegeben werden.
"Die europäische Jugendpolitik steht heute vor der großen Herausforderung, den Jugendlichen Hoffnung in die Zukunft und Aussicht auf einen Arbeitsplatz zu geben. Wenn dies nicht gelingt und die Jugendarbeitslosigkeit, die immer auch droht zu einer Dauerarbeitslosigkeit zu werden, nicht abgebaut werden kann, dann wird dies schwerwiegende Folgen für unsere Gesellschaft haben", warnte Renate Heinisch.
Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen müsse vor allem die Ausbildung der Jugendlichen diese auf das Arbeitsleben und die neuen technologischen Herausforderungen vorbereiten. "Nur mit einer Ausbildung der Spitzenklasse kann Europa in der weltweiten Konkurrenz bestehen. Deswegen ist Jugend- und Bildungspolitik eine wichtige Voraussetzung für unsere Wirtschaftspolitik. Dies ist kein politisches Seitenthema, sondern eine grundlegende Herausforderung für unsere Gesellschaft heute. Die Studentenproteste in Deutschland machten sehr deutlich, daß im Bereich der Bildungspolitik auch auf Ebene der Mitgliedstaaten Defizite bestehen, die dringend beseitigt werden müßten.
Darüber hinaus setzte sich Frau Heinisch dafür ein, die Jugend von Anfang an auch in die demokratischen Strukturen der Gesellschaft voll zu integrieren und sie an sie betreffenden politischen Entscheidungen zu beteiligen. Denkbar wäre es beispielsweise, Schülervertretungen zu Schulfragen zu konsultieren, oder über Jugendgemeinderäte die Jugendlichen an kommunalpolitischen Fragen zu beteiligen. Auch die politischen Parteien müßten den Dialog mit den Jugendlichen noch intensivieren und diese zur Teilnahme am politischen Leben auffordern. Eine Grundvoraussetzung hierfür sei jedoch auch eine bessere Information der Jugendlichen über ihre Möglichkeiten der politischen Beteiligung auf den verschiedenen Ebenen. Auf europäischer Ebene geben der europäische Freiwilligendienst und das Programm Jugend für Europa geben erste Anstöße.